MEAN TIME BETWEEN FAILURE
Über Fehler und ihre Folgen
Wir freuen uns, Sie im Namen des echtzeitinstituts zur Vortragsreihe
MEAN TIME BETWEEN FAILURE. Über Fehler und ihre Folgen
in den Projektraum SOUTERRAIN einladen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüssen
Thomas Fischer und Tido von Oppeln
Sonntag, 21. Oktober, 20h
SABINE SANIO
Eine Ästhetik des Fehlers
Montag, 22. Oktober, 20h
MANUEL BONIK
Aus der Geschichte des Weltuntergangs.
Über Astrologie, Chiliasmus, Prophezeiungen, Visionen und
vorwissenschaftliche Prognosemethoden der frühen Neuzeit
Dienstag, 23. Oktober, 20h
CLEMENS NIEDENTHAL
Unfall.
Porträt eines automobilen Moments
(Buchvorstellung)
MEAN TIME BETWEEN FAILURE
Über Fehler und ihre Folgen
Der Fehler gilt als Makel, als Abweichung von einem optimalen Zustand,
Verfahren oder dem Richtigen. Er ist in diesem Sinne eine unerwünschte
Grösse, ein Irrtum und das Gegenteil eines gewollten Falles, ein
Unfall. Ihm steht als Pendant der Regelfall gegenüber. Sowohl
gesellschaftliche als auch technische Abläufe sind auf ein Ziel
gerichtet und damit zweckorientiert. Der Fehler hingegen ist zweckfrei,
er teilt diese Eigenschaft mit den Dingen der Natur und der Kunst.
Ohne den Fehler sind Innovationen und Evolutionen nicht denkbar. Erst
das fehlerhafte Kopieren einer Erbinformation führt zur Entwicklung
neuer Arten und zur sich selbstständig optimierenden und korrgierenden
Anpassung an die bestehende Natur.
Am Scheidepunkt des Begriffs zwischen eigentlicher Bedeutung und ihrem
Zerfall oszilliert unser Gegenstand. Der notwendige oder gewünschte
Fehler ist folglich Mangel und Potential zugleich und kann mit Virilio
als eine kalkulierte und systemimmanente Grösse verstanden werden. Im
Zuge der Industrialisierung und Massenproduktion wurden verstärkt
Standards, Normen und Regeln für fehlerfreie Abläufe entwickelt.
Suchte die Moderne den Fehler zu vermeiden, wird in zeitgenössischen
Diskursen, vor allem in der Kulturwissenschaft, ein neuer Umgang mit
dem Fehler entwickelt. Über die Thematisierung des Scheiterns und des
Zweifelns werden Fehler hier nicht zuletzt als ästhetische Strategien
fruchtbar gemacht.
Der Ambivalenz der Begriffe und der Flüchtigkeit ihrer Bedeutungen
widmen sich in ihren Vorträgen Sabine Sanio, Manuel Bonik und Clemens
Niedenthal.